Schlaf reguliert den Hunger
Der Schlaf reguliert über verschiedene Hormone den Hunger und das Körpergewicht. Unter anderem sind daran die Botenstoffe Leptin, Ghrelin und Insulin beteiligt. Leptin wird hauptsächlich in unseren Fettzellen gebildet und vermindert den Appetit. Es signalisiert im Normalfall unter anderem, dass wir keine Nahrung mehr aufzunehmen brauchen, weil unsere Nahrungs-Energie-Speicher in den Fettzellen gut gefüllt sind. Durch gestörten Schlaf kann es aber zu einer Störung des Leptinstoffwechels kommen. Wenn wir nachts wach sind und zu wenig schlafen, sinkt der Leptinspiegel ab und wir bekommen Hunger, obwohl unsere Energiespeicher voll genug sind. Wir essen dann, obwohl wir eigentlich gar nichts brauchen.
Ein ähnliches Phänomen gibt es bei stark übergewichten Menschen mit Adipositas. Hier kommt es zu einem „Missverständnis” der Fettzellen für das Leptin: Es stellt sich oft eine sogenannte „Leptinresistenz” ein, die Zellen reagieren nicht mehr auf die Signale des Leptins zum Essensstopp. Im Blut ist zwar jede Menge Leptin vorhanden, aber trotzdem besteht ein fast ständiges Hungergefühl, ein Teufelskreis.
Ghrelin ist ein Stoff, der Appetit und Hunger anregt. Er ist im Schlaf normalerweise niedrig. Liegen wir nachts wach, steigt der Ghrelinspiegel aber an, wir bekommen Hunger, insbesondere auf Kohlenhydrate. Dies wiederum führt zur Ausschüttung des Blutzuckerhormons Insulin aus der Bauchspeicheldrüse. Insulin ist das körpereigene Großraumtaxi, welches die „Hotelgäste” Zucker, Eiweiß und Fett von der „Straße” Blutbahn ins „Hotel” Zelle bringt. Ohne Insulin kommen keine Nährstoffe in die Zelle. Mit Insulin aber umso mehr. Deshalb führt bei den meisten Menschen jede Insulinausschüttung zu einem Hereinströmen von Kalorien in die Körperzellen, selbst wenn die Zellen gar keine Energie mehr brauchen.
Schlafgestörte haben nachts häufig zu hohe Insulinspiegel und können deshalb eher Diabetes bekommen. Auch Schnarchen und Schlafapnoe bewirken über die Ausschüttung von Stresshormonen wie Cortisol und Adrenalin eine vermehrte Freisetzung von Zucker in die Blutbahn, was wiederum den Insulinspiegel und damit die Diabetesgefahr erhöht. Schlafen wir aber gut, so beugen wir einer Zuckerkrankheit vor.
Während der Nachtzeit steigt auch der Blutspiegel des Hormons Prolaktin deutlich an. Prolaktin hat eine Vielzahl von Funktionen. Der Prolaktinspiegel ist nicht nur während der Tiefschlafphase erhöht, sondern während der gesamten Nachtruhe, und selbst dann, wenn Studienteilnehmer einer hierzu durchgeführten Untersuchung im Halbschlaf dösten. Bei der geringsten Ruhestörung aber kommt es zu einem Prolaktinabfall, der mit einer Verschlechterung der Erholungswirkung des Schlafes einhergeht. Der Körper gleicht dieses Schlafdefizit durch zusätzliche Prolaktinanstiege am nächsten Tag aus. Die Folge ist dann oft eine Stoffwechselkonstellation, die auch via Prolaktin für die Einlagerung von Fett und für eine gestörte Glukosetoleranz und Insulinresistenz mitverantwortlich ist. Spannend ist, dass die nächtliche Prolaktinausschüttung in den Sommermonaten deutlich höher ist als im Winter.
Nicht jede Schlafstörung führt nun zur Gewichtszunahme und nicht jeder Mensch mit einer Schlafstörung nimmt zu. Aber insgesamt kommt es bei den meisten Schlafgestörten zu einer Störung der Appetitregulation und im Mittel erhöht sich das Körpergewicht. Dies gilt sowohl für Ein- und Durchschlafstörungen als auch für die schlafbezogenen Atmungsstörungen Schnarchen und Schlafapnoe.