»Silodenken« vermeiden
In einem gut funktionierenden Team ist es wichtig, dass es nicht zu einem »Silodenken« kommt. Ein Silo beschreibt ein System, das verschiedene Arten von Mitarbeiter:innen voneinander trennt, in der Regel getrennt nach Abteilungen. Dies kann zu Barrieren führen, die der teamübergreifenden Zusammenarbeit und Kommunikation im Weg stehen, die Effizienz mindern und den Informationsfluss behindern. Verschiedene Abteilungen kann und muss es geben. Gefährlich wird es aber, wenn Informationen nicht geteilt werden, wenn es zu Machtkämpfen kommt, wenn nur auf die eigene Disziplin und Fachrichtung geachtet wird.
Während einer Operation müssen alle Abteilungen und Disziplinen reibungslos zusammenarbeiten und funktionieren. Es geht nicht darum, wer mehr am Erfolg beteiligt war oder wer das Lob bekommt. Kritisch ist ein Silodenken innerhalb des gleichen Teams, wenn erfahrene Mitarbeiter:innen oder ausgewiesene Experten:innen ihr Wissen nicht teilen wollen und andere behindern, um möglicherweise selbst in einem besseren Licht zu stehen.
Automation, Technologie und Checklisten sind ein wichtiger Bestandteil der Arbeit von Crewmitgliedern. Die Arbeit soll dabei nicht unnötig kompliziert und aufwendig gemacht werden, sondern das Ziel ist es, Fehler zu reduzieren und Arbeitsabläufe zu standardisieren. Im Notfall sollen die Crews unterstützt und angeleitet werden, um aus Vergangenem zu lernen.
Wenn bei irgendeiner Fluggesellschaft ein Vorfall passiert, wird dieser umgehend analysiert. Die Crews passen ihre Verfahren und Checklisten an oder führen zusätzliche Verfahren ein. Immer mit dem Ziel, aus Fehlern zu lernen, um sie nicht noch einmal zu machen. Auch in der Medizin wurden Checklisten und Automation eingeführt. Damit diese aber richtig angewendet werden, müssen sie erklärt und trainiert werden. Alle müssen verstehen, warum diese Verfahren eingeführt, wie sie angewendet werden und welche Auswirkungen sie auf Einzelne, das Team und die Abläufe haben. Und gerade bei Automation und Technologie ist es wichtig, dass man weiß was zu tun ist, wenn diese ausfällt.
Trügerisch beim Umgang mit Verfahren ist häufig Sorglosigkeit. Diese entsteht, wenn wenig oder nichts passiert und man sich daran gewöhnt oder sich eigene Verfahren und Abläufe etablieren. Ein Beispiel: In einem Training wurde das Team gefragt, ob Team-Time-Outs (siehe Kasten) und Checklisten immer zu 100 % angewendet werden. Einer der Anwesenden war so ehrlich und meinte, dass man sich bei großen Operationen immer zu 100 % an alle Vorgaben halte, aber bei kleineren Operationen, und wenn sich alle kennen, durchaus mal auf das Team-Time-Out verzichtet werde. Das Risiko für Fehler oder Komplikationen ist jedoch in beiden Fällen gegeben. Wie würden Sie sich fühlen, wenn Pilot:innen auf einem Flug Frankfurt–New York alle Checklisten bearbeiten, auf einem Flug Frankfurt–Hamburg jedoch nicht?