Amme mit Kind, gemalt von dem französischen Maler François Clouet, 1570 Foto: Zenodot Verlagsgesellschaft mbH/wikimedia.org

Dass es für Babys nichts Besseres als Muttermilch gibt, war den Menschen schon immer bekannt. Wenn eine Mutter nicht selbst stillen konnte oder wollte, sprangen früher Ammen ein. Geburtskliniken richteten die ersten Frauenmilchsammelstellen ein. Heute sind Frauenmilchbanken weltweit verbreitet – aber in Deutschland herrscht Nachholbedarf.

Mit Muttermilch neben dem eigenen auch andere Kinder zu ernähren, ist nichts Neues oder Ungewöhnliches. Schon aus dem alten Babylonien um 1700 vor Christus ist das Ammenwesen überliefert. In Ägypten gab es damals einen eigenen Berufstand mit Berufsbekleidung für die Ammen. Im Barock um das 17. Jahrhundert galt es in Europa als „unfein”, das eigene Kind zu stillen. So leisteten sich die wohlhabenden Familien eine Amme, die für das Stillen der fremden Kinder mehr oder weniger gut entlohnt wurde (Fahr 1996).

In den ländlichen Regionen Süddeutschlands wurden Mütter im 19. Jahrhundert als faul bezeichnet, die Zeit mit dem Stillen ihrer Kinder verbrachten, anstatt ihrer Arbeitspflicht nachzukommen. Die Kinder wurden mit Tiermilch, Zuckerwasser oder Mehlbrei ernährt. Die Säuglingssterblichkeit war sehr hoch (Unseld 2005).

Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden in den größeren Städten in Deutschland registrierte Ammen an Krankenhäuser und Privatfamilien vermittelt. Auf einer Frühgeborenenstation von 1904 stillte jede Amme ihr eigenes Kind und zusätzlich drei Frühgeborene. In der Privatvermittlung ging es allerdings häufig unseriös zu. Die Ammen wurden so oft vermittelt, dass letztlich ihr eigenes Kind keine Muttermilch mehr bekam und es an den Folgen einer unnatürlichen Ernährung verstarb oder verhungerte (Neussel 1964).

Ab den 1860er Jahren entwickelten in Europa einige Männer Säuglingsnahrungen auf Kuhmilchbasis, die in Pulverform verkauft und mit Wasser aufgekocht wurden (Orland 2004). Das Ammenwesen verlor immer mehr an Bedeutung.

Frauenmilchsammelstellen

Obwohl sich die künstliche Säuglingsnahrung schnell verbreitete, waren viele Kinderärzte davon überzeugt, dass Muttermilch die beste Ernährung gerade für kranke Säuglinge und Frühgeborene sei. Da das Ammenwesen seine Schwächen hatte, überlegte man nun, die überschüssige Muttermilch stillender Frauen zu gewinnen, zentral zu sammeln und mehreren Kindern zur Verfügung zu stellen. So entstanden die Frauenmilchsammelstellen. Die erste Frauenmilchzentrale Europas gründeten Ernst Mayrhofer und Ernst Pribram am Franz-Joseph-Spital in Wien (Neussel 1964). Ihrem Beispiel folgend eröffnete die Kinderärztin Dr. Marie-Elise Kayser 1919 in Magdeburg und 1925 in Erfurt Frauenmilchsammelstellen. Auf Bitten Kaysers entwarf die Künstlerin Käthe Kollwitz ein Plakat mit der Aufschrift „Mütter, gebt von euerm Überfluss”, um Muttermilchspenderinnen zu werben. An den preußischen Minister für Wohlfahrt stellte Kayser den Antrag, an allen Landesfrauenkliniken Frauenmilchsammelstellen zu errichten. Diese Anfrage blieb unbeantwortet. Mit einigen Pädiatern, die nicht von der Wertigkeit gespendeter und abgekochter Frauenmilch überzeugt waren, setzte sich Marie-Elise Kayser in Fachartikeln auseinander. Sie zeigte die Erfolge anhand des nachweislichen Rückgangs der Säuglingssterblichkeit in großen Kinderkliniken auf, nachdem die Kinder dort Frauenmilch bekommen hatten (Schmidt 2013).

Das Konzept der Frauenmilchsammelstellen setzte sich durch. Gab es 1939 in Deutschland noch elf Sammelstellen, konnte man 1944 schon 50 verzeichnen. Ihre Arbeitsweise wurde 1941 erstmalig im Reichsgesetzblatt in der „Verordnung über Frauenmilchsammelstellen” gesetzlich verankert (Neussel 1964).

Spendebereite Mütter erhielten eine finanzielle Vergütung und Lebensmittelmarken pro gespendetem Liter Frauenmilch. Einige Mütter stellten ihre Milch auch unentgeltlich zur Verfügung (Schmidt 2013).

Parallelen und Unterschiede in Ost und West

Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg führte zu einer unterschiedlichen Entwicklung der Frauenmilchsammelstellen in beiden deutschen Staaten. In der DDR erließ das Ministerium für Gesundheitswesen 1952 neue Anordnungen und Durchführungsanweisungen. Sie besagten, dass eine Frauenmilchsammelstelle eine Einrichtung des Gesundheitswesens war und angeschlossen an ein Kinderklinik oder das Gesundheitsamt arbeitete. In der Bundesrepublik galt noch immer die Verordnung von 1941 als gesetzliche Grundlage. Aber auch hier waren die Frauenmilchsammelstellen Krankenhäusern oder Gesundheitsämtern angeschlossen.

In dieser Zeit gab es in beiden deutschen Staaten Kritiker und Gegner, die den Bedarf an Frauenmilch in Frage stellten oder einen Milchüberschuss anzweifelten. Engagierte KinderärztInnen zerstreuten diese Zweifel anhand von Fakten und Zahlen (Neussel 1964).

Die Mitarbeiterinnen der Frauenmilchsammelstellen wie auch die Muttermilchspenderinnen standen unter regelmäßigen ärztlichen Kontrollen. Außerdem konnten sich die Mitarbeiterinnen im Rahmen des Frauenmilchsammelns einen Eindruck über die häuslichen hygienischen Bedingungen und das Stillverhalten der Spenderinnen verschaffen. Die überschüssige Muttermilch wurde während des Stillens an einer Brust an der zweiten aufgefangen oder mit einer Ganzglashandpumpe abgepumpt. Da für die gespendete Frauenmilch eine Vergütung gezahlt wurde, kam der Verdacht auf, dass Muttermilch mit Kuhmilch oder Wasser gestreckt würde. Um beides auszuschließen, entwickelte man verschiedene Methoden, um mögliche Zusätze zu erkennen. Bei Nachweis wurde die Spende nicht angenommen. Die gespendete Muttermilch wurde auf ihren Bakteriengehalt geprüft und nur verwendet, wenn keine potenziell pathogenen Keime nachzuweisen waren. Nach Test und Registrierung erhitzte man die gespendete Milch und kühlte sie dann zur weiteren Lagerung. Auch Tiefkühlung und Gefriertrocknung kamen zur Konservierung in Frage. Die Frauenmilch bekamen hauptsächlich Kinder der eigenen Klinik, aber auch andere Kliniken und Privatpersonen. Familien, die Frauenmilch nach Hause geliefert bekommen wollten, mussten ein ärztliches Attest nachweisen. Die Kosten übernahmen in der DDR die Sozialversicherungskassen und in der BRD die Krankenkassen, die Stadt oder die Frauenmilchsammelstelle. Um zur Spende bereite Mütter zu rekrutieren, wurde in beiden deutschen Staaten viel Werbung betrieben. So erklärte man in den Mädchenschulen und Berufsschulen die Bedeutung des Stillens und der Frauenmilchsammelstellen. Auf den Wochenstationen, in den Mütterberatungsstellen, in den Polikliniken und auf den Gesundheitsämtern verteilte man Plakate zu diesem Thema. Und natürlich war die Mund zu Mund Propaganda sehr entscheidend (Neussel 1964; Kayser 1954).

Zum Ende der 1960er und in den 70er Jahren nahmen die Stillhäufigkeit und die Stilldauer ab. Hierfür gab es verschiedene Gründe. Zum einen verringerten sich die Geburtenzahlen durch die Einführung der Antibabypille und die Legalisierung von Schwangerschaftsabbrüchen, zum anderen bot die Industrie eine immer breitere Palette an Säuglingsnahrungen an und bewarb diese sehr heftig. In der Bundesrepublik schloss 1972 die letzte der 24 Frauenmilchsammelstellen (DGKJ 1991). Allerdings erschien 1975 noch eine neue gesetzliche Grundlage für die Verwendung von Frauenmilch im Bundesgesetzblatt (DGKJ 1991).

Auch in der DDR verzeichnete man einen Geburtenrückgang. In den 80er Jahren verhalfen verbesserte soziale Bedingungen und die Einführung des „Mütterjahres” wieder zu einem Geburtenaufschwung. Die bessere medizinische Betreuung Frühgeborener mit immer niedrigerem Gestationsalter und die deutlich erhöhten Überlebenschancen dieser Kinder machten die Bereitstellung von Frauenmilch wieder erforderlich. So wurde die Frauenmilchspende wieder gefördert und die 60 Sammelstellen konnten im Jahr 1989 ein Spendenaufkommen von 200.000 Liter Frauenmilch vorweisen (Springer 1998).

Das „Sammeln” geschah auf ganz unterschiedliche Art: In vielen Städten brachten die Spenderinnen ihre Muttermilch zu zentralen Stützpunkten, wie zum Beispiel einer Arztpraxis. Oft fuhren auch die Mitarbeiterinnen der Milchküchen zu den Müttern nach Hause und holten die Milch ab. Oder die Krankentransportfahrer des Deutschen Roten Kreuzes übernahmen die Anlieferung. Das Spenden und Sammeln von Frauenmilch war normal und alltäglich. Es wurde in der Bevölkerung nicht in Frage gestellt.

Nach der Wende

Nach der Wiedervereinigung beider deutscher Staaten 1990 schlossen viele Frauenmilchsammelstellen. 1997 arbeiteten noch 17 Sammelstellen in ganz Deutschland (Springer 1998). Für die Schließungen wurden verschiedene Gründe angegeben, zum Beispiel die Angleichung der Gesundheitssysteme, ein hoher finanzieller Aufwand, Angst vor der Übertragung von Infektionskrankheiten und – nicht zu vergessen – die Herstellung immer angepassterer Formularnahrungen und deren intensive Vermarktung. Auch nahm Anfang der 90er Jahre die Geburtenzahl rapide ab. So gab es einerseits weniger potenzielle Empfänger für Frauenmilch, andererseits stand auch weniger überschüssige Muttermilch zur Verfügung.

In vielen Kinderkliniken kämpften die ChefärztInnen um den Erhalt ihrer Sammelstellen, waren sie doch von der Bedeutung der Frauenmilchernährung für die zu früh geborenen und kranken Säuglinge überzeugt. Um einheitliche Sicherheit im Umgang mit gespendeter Frauenmilch zu schaffen, gab Dr. Skadi Springer vom Universitätsklinikum Leipzig gemeinsam mit ihren FachkollegInnen 1998 eine Leitlinie zur Arbeitsweise von Frauenmilchbanken heraus. Viele Frauenmilchsammelstellen nannten sich jetzt „Frauenmilchbank” – nach „Human Milk Bank”, wie die Institutionen im englischsprachigen Raum heißen. In regelmäßigen Abständen fanden und finden bis heute Frauenmilchsymposien statt, zu denen die Mitarbeiterinnen der Frauenmilchbanken eingeladen sind, um ihre Erfahrungen auszutauschen, neue Anregungen zu holen oder gut funktionierende Prozeduren weiterzugeben.

Frauenmilchbanken aktuell

Folgende Hierarchie propagiert die Weltgesundheitsorganisation (WHO) für die Ernährung:

  1. Stillen
  2. abgepumpte Muttermilch auf eine andere Weise füttern
  3. Frauenmilch
  4. künstliche Säuglingsnahrung (Khreninger 2002).

Für zu früh geborene Kinder gibt es eine Erweiterung:

  1. frische Muttermilch
  2. gespendete frische Frauenmilch von Müttern frühgeborener Kinder
  3. gespendete Muttermilch von Müttern reifgeborener Kinder
  4. pasteurisierte Frauenmilch
  5. Formula speziell für Frühgeborene
  6. Formula für reifgeborene Neugeborene (Pre-Nahrung).

Die Nachteile bei der Verabreichung von Formula werden in dieser Hierarchie wie folgt benannt:

  • schlechte Verträglichkeit
  • keine antiinfektiösen Eigenschaften
  • häufiger schwere Infektionen
  • keine Ausgewogenheit der Inhaltsstoffe, Wachstum und Entwicklung nicht optimal (Arnold 2006).

Derzeit sind deutschlandweit 13 Frauenmilchbanken tätig, von denen 12 in den neuen Bundesländern liegen. In ihrer Arbeitsweise unterscheiden sie sich kaum. Angeschlossen sind sie an eine Klinik mit einer Neonatologie und einer Milchküche. Die spendebereiten Mütter bekommen sterile Muttermilchflaschen, in denen sie ihre überschüssige Muttermilch zur Frauenmilchbank bringen. Hier wird die Milch bakteriologisch untersucht, registriert, kodiert und pasteurisiert. Nur hygienisch einwandfreie Muttermilch wird zur Weitergabe verwendet. Auch die Spenderinnen werden virologisch getestet und müssen gesund sein. Außerdem dürfen sie weder Rauchen, Alkohol trinken, noch Drogen oder Medikamente einnehmen. Einige Frauenmilchbanken verwenden rohe (native) Frauenmilch, andere verabreichen nur pasteurisierte Frauenmilch. Voraussetzung für eine Verfütterung nativer Frauenmilch sind einwandfreie bakteriologische und serologische Befunde. Alle Frauenmilchbanken wenden zur Inaktivierung von Bakterien, Viren und Pilzen die schonende Art der Holder-Pasteurisierung in einem Muttermilchpasteurisator an, das heißt die Milch wird 30 Minuten lang auf 62,5 bis 63 Grad erhitzt. Bei dieser Art der Hitzebehandlung bleiben 40 bis 70 Prozent der immunologisch wirksamen Bestandteile erhalten, wie das sekretorische Immunglobulin A, das Immunglobulin G, das Lysozym und das Laktoferrin. Andere Inhaltsstoffe bleiben zu 100 Prozent bestehen, zum Beispiel Vitamin A und Oligosaccharide. Lipase und lebende Zellen werden allerdings zerstört (May 1997).

Vorteile für Frühgeborene

Die Kinderheilkunde verwendet Frauenmilch vorwiegend zu präventiven und therapeutischen Zwecken. Durch ihre überaus gute Verträglichkeit ist Frauenmilch optimal für das noch sehr unreife Verdauungssystem und die Stoffwechselfunktionen Frühgeborener und kranker Neugeborener. Der hohe Anteil an essenziellen Fettsäuren nimmt einen großen Stellenwert in der cerebralen Entwicklung der Jüngsten ein. Nicht nur als Energielieferant dienen die Kohlenhydrate in der Frauenmilch, sondern sie begünstigen auch die Ausbildung einer Dickdarmflora, die das Wachstum pathogener Keime verhindert (Wachtel& Hilgarth 1994; Przyrembel 2001).

Bei Säuglingen mit schwer verlaufenden Darmerkrankungen wie dem Morbus Hirschsprung, Megakolon, bei Durchfallerkrankungen und Kuhmilch­intoleranzen kommt Frauenmilch zum Einsatz. Aber auch Kinder, die am Magen-Darm-Trakt operiert wurden, wie zum Beispiel der Pylorusstenose, profitieren von der positiven Wirkung der epidermalen Wachstumsfaktoren in der Frauenmilch und ihrer antiinfektiösen Inhaltsstoffe, die die Wundheilung beschleunigen und Infektionen vorbeugen. Gestillte gesunde Neugeborene werden ebenso übergangsweise mit Frauenmilch ernährt, bis sich die Milchbildung bei ihrer Mutter etabliert hat. Bei der Behandlung immer kleinerer Frühgeborener zeigt sich der günstige Effekt der Ernährung mit Mutter- oder Frauenmilch, um deren hohes Risiko für eine Nekrotisierende Enterokolitis (NEK) zu vermeiden (Lucas & Cole 1990). Auf den Neonatologischen Intensivstationen, die über eine Frauenmilchbank verfügen treten nachweislich deutlich weniger NEKs auf als in anderen Kliniken (Springer 1998). Auch hat die Ernährung Frühgeborener mit Frauenmilch signifikante Vorteile für ihre Anpassung, ihre Feinmotorik, die sprachlichen, persönlichen und sozialen Fähigkeiten und die gesamte spätere Entwicklung (Lucas et.al. 1994).

Bevor ein Kind Spendermilch bekommt, geben die Eltern ihr schriftliches Einverständnis. In einigen Kliniken hat es sich bewährt, schon bei stationär betreuten Frauen mit Frühgeburtsbestrebungen die Vorteile der Muttermilch, ihre Gewinnung und die übergangsweise Gabe von Frauenmilch im Falle einer Frühgeburt zu besprechen. Potenzielle Spenderinnen werden in der Regel in der Kinderklinik angeworben, die hier schon für ihre zu früh geborenen Kinder Muttermilch abpumpen. Zeitweise starten die Frauenmilchbanken in den lokalen Medien einen Aufruf zur Spende.

Immer wieder gibt es auch Anfragen von Müttern mit reichlich Muttermilch, die gern spenden möchten, aber leider in Teilen Deutschlands wohnen, die nicht über eine Frauenmilchbank verfügen.

Auch wenn es in der deutschen Kinderheilkunde viele SkeptikerInnen gegenüber gespendeter Frauenmilchmilch gibt, sind die Vorteile für die Kinder doch offensichtlich. Einige Kinderkliniken, die selbst keine haben, beziehen von etablierten Frauenmilchbanken die Milch, um ihre „Frühchen” zu versorgen.

Die Entscheidung, ob eine Frauenmilchbank eingerichtet wird oder nicht, wird in der Regel auf der ökonomischen Ebene getroffen. Sicherlich ist so eine Neueinrichtung mit einem hohen finanziellen Aufwand verbunden. Die Kosten für die Therapie eines an der NEK erkrankten Frühgeborenes und für die hohe Verweildauer in der Klinik sind aber weitaus höher als der Betrieb einer Frauenmilchbank (EMBA Congress 2012).

Unter den MedizinerInnen kommen häufig Bedenken bezüglich der Infektionsübertragung durch Frauenmilch. Die Einhaltung der hygienischen Anforderungen in einer Frauenmilchbank und die sorgfältige Auswahl und Prüfung der Spenderinnen können diese Bedenken ausräumen. So sollte auch nur Frauenmilch aus einer Frauenmilchbank weitergegeben und von privaten Tauschbörsen Abstand genommen werden.

Frauenmilchbanken international

Weltweit sind in 38 Ländern Frauenmilchbanken in Betrieb. Allein in Brasilien gibt es 180 davon. Eine internationale Initiative der Frauenmilchbanken (IMBI) wurde 2005 von der Vereinigung der Frauenmilchbanken Nordamerikas (HBMANA) gegründet. Sie setzt sich für eine bessere Kommunikation der Milchbanken untereinander ein.

Die europäischen Frauenmilchbanken sind meist zentral in ihren Ländern organisiert und außerdem Mitglieder der European Milk Bank Association (EMBA). Diese veranstaltet jährlich einen Kongress zur Publikation von neuen Forschungsergebnissen und zum Erfahrungsaustausch. In Europa sind 203 Frauenmilchbanken registriert.

Für die Frauenmilchbanken in Deutschland ist ebenfalls eine Vereinigung geplant, um die Kommunikation untereinander zu verbessern und Unterstützung zu geben. Derzeit werden die Eröffnungen von drei weiteren Frauenmilchbanken in Deutschland vorbereitet. Hoffentlich sind sie beispielgebend für andere Kliniken.

Zitiervorlage
Risy V: Von der Amme zur Frauenmilchbank. DEUTSCHE HEBAMMEN ZEITSCHRIFT 2014. 66 (9): 38–41
Literatur

Arnold, L.: Milk for Low Birth Weight Babys. WHO Hierarchy of Feeding Choices (2006)

Bos, M.; Vincenz, B.; Wirz, Z. (Hg.): Orland, B.: Wissenschaft, Markt und Erfahrung, „Natürliche” versus „künstliche” Säuglingsernährung im 19. Jhd. 292–301. Erfahrung: Alles nur Diskurs? Zur Verwendung des Erfahrungsbegriffes in der Geschlechtergeschichte. Chronos Verlag. Zürich (2004)

Ernährungskommission der Deutschen Gesellschaft für Kinderheilkunde: Verfütterung von Muttermilch und Frauenmilch an Früh- und Neugeborene. 12–13. Hanseatisches Verlagskontor Lübeck. Lübeck (1991)

Fahr, S.: Kinderkrankenschwester. Stillen unter soziologischer Betrachtung. Facharbeit Teil 1. 431–432. Verlag Vahlen. München (1996)

First International Congress of the European Milk Bank Association. Lissabon (2012)

Kayser, M.E.; Kayser, K.: Frauenmilchsammelstellen – Ein Leitfaden für deren Einrichtung und Betrieb. VEB Gustav Fischer Verlag. Jena (1954)

Khreninger, Ch. v.:Rundbrief – die Fachzeitschrift der AFS. 3. Halbig Druck im Eglermaier-Verlag. Würzburg (2002)

Lucas, A.; Cole, T.J.: Breast milk and neonatal necrotizing enterocolitis. Lancet. 336: 1519–1523. (1990)

Lucas, A.; Morley, R.; Cole T.J.; Gore, S.M.: A randomised multicentre study of human milk versus formula and later development in preterm infants. Archives of Disease in Childhood F141–F146 (1994)

May, J.T. and Nursing Mothers‘ Association of Australia: The Natural Advantage Conference. Sydney (1997)

Neussel, H.: Der Betrieb einer Frauenmilchsammelstelle (im Vergleich zu einer Nährmutter oder Amme). Dissertation aus dem Hygienischen Institut der Medizinischen Akademie Düsseldorf. Düsseldorf (1964)

Przyrembel, H.: Stillen und Muttermilchernährung. Grundlagen, Erfahrungen und Empfehlungen. Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Köln (2001)

Schmidt, H.G.: Hebammen-Report. epubli GmbH. Berlin (2013)

Springer, S.: Frauenmilchsammlung – ein alter Zopf? Perinatal Medizin. 10: 84–87. Springer Verlag (1998)

Springer, S.: Frauenmilchsammlung noch aktuell? Sozialpädiatrie. Kinder- und Jugendheilkunde. 20. Jg. 3–4 (1998)

Unseld, M.: Mozarts Frauen. Begegnungen in Musik und Liebe. 16. Rowohlt Taschenbuch Verlag (2005)

Wachtel, U.; Hilgarth, R.: Ernährung und Diätetik in Pädiatrie und Jugendmedizin. Band 1: Ernährung. Thieme Verlag Stuttgart. New York (1994)

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