In afrikanischen Ländern südlich der Sahara beträgt die Müttersterblichkeit 536 pro 100.000 Lebendgeburten. Lediglich 64 % aller Geburten werden von qualifizierten Fachkräften wie Hebammen begleitet, dies ist weltweit die niedrigste Rate. Die Begleitung erfolgt in den meisten anderen Fällen durch traditionelle Geburtsbegleiterinnen ohne medizinische Ausbildung. Ein Ansatz, die Müttersterblichkeit weiter zu senken besteht darin, dafür zu sorgen, dass sich mehr schwangere und gebärende Frauen für die Betreuung durch qualifizierte Fachkräfte entscheiden. Eine Übersichtsarbeit (narrative Synthese) soll die entsprechenden Maßnahmen identifizieren und bewerten. Beurteilt wurde, welche Maßnahmen wie umgesetzt wurden, sowie deren Wirksamkeit und Nachhaltigkeit.
Maßnahmen im Überblick
Eingeschlossen wurden 34 Publikationen aus zwölf Ländern. Die Maßnahmen wurden eingeteilt in kostenfreie Angebote für schwangere Frauen, mobile Gesundheitsdienste, Unterkunftsmöglichkeiten nahe der Gebärklinik für schwangere Frauen aus ländlichen Gebieten, gemeindebasierte Maßnahmen, Geburtsvorbereitung und integrierte Versorgungspakete.
Kostenfreie Angebote für schwangere Frauen
In Ghana, Kamerun, Kenia und Nigeria wurden geburtshilfliche Leistungen kostenfrei oder vergünstigt angeboten, um die Betreuung durch Fachpersonal zu fördern. Dies führte vielerorts zu einer höheren Inanspruchnahme, vor allem bei sozial benachteiligten Frauen. Gleichzeitig kam es jedoch durch fehlendes zusätzliches Personal und Ressourcen zu Überlastung und Versorgungsengpässen in den Einrichtungen.
Mobile Gesundheitsdienste
Mobile Gesundheitsdienste wurden in mehreren afrikanischen Ländern eingeführt, um den Zugang zu geburtshilflicher Versorgung zu verbessern. Trotz positiver Effekte stieß die Umsetzung häufig auf praktische Hürden wie fehlenden Handybesitz, unzuverlässige Netzabdeckung, Stromausfälle sowie eingeschränkte Lesefähigkeit der Nutzerinnen. Erfolgreich war das Modell dort, wo Gemeindehelferinnen als Vermittlerinnen eingesetzt wurden oder Sprachnachrichten in der lokalen Sprache zum Einsatz kamen.
Unterkunftsmöglichkeiten
In Sambia wurden in ländlichen Regionen Wohnmöglichkeiten für schwangere Frauen zum Abwarten auf den Geburtsbeginn eingerichtet, um ihnen so den weiten Weg zur Einrichtung zu ersparen. Studien bestätigten die positive Wirkung dieser Maßnahme auf die Geburtsraten in Einrichtungen. Allerdings war die Umsetzung mit hohen Investitionskosten und organisatorischem Aufwand verbunden.
Gemeindebasierte Maßnahmen
In Kenia und Ghana wurden gemeindebasierte Hebammenprogramme eingeführt, um die geburtshilfliche Versorgung vor Ort zu verbessern. Diese Programme erwiesen sich als effektiv, da sie an die kulturellen Gegebenheiten angepasst waren und die Bedeutung qualifizierter Betreuung während der Geburt direkt vor Ort vermittelt wurde. Trotzdem zeigte eine Studie, dass nach der Einführung dieser Maßnahmen immer noch 21 % der Frauen eine traditionelle Geburtsbegleiterin wählten, was auf zusätzliche Einflussfaktoren hinwies.
Geburtsvorbereitung und integrierte Versorgungspakete
Eine Studie aus Nigeria zeigte, dass Frauen, die an einem Geburtsvorbereitungskurs teilnahmen, signifikant häufiger eine Geburtsklinik in Anspruch nahmen als Frauen ohne Vorbereitung. Weitere Untersuchungen bestätigten, dass kombinierte Programme, die digitale Unterstützungsangebote und Geburtsvorbereitung umfassten, ebenfalls positive Auswirkungen auf die Inanspruchnahme geburtshilflicher Versorgung hatten.
Auf einen Blick
Die Übersichtsarbeit zeigte, dass verschiedene Interventionen in Afrika insgesamt positive Auswirkungen auf die Entscheidung schwangerer Frauen hatten, eine qualifizierte Betreuung während der Geburt in Anspruch zu nehmen. Insbesondere in ländlichen Gebieten wurde der Zugang zur Versorgung ermöglicht. Jedoch zeigten die Studien auch Limitationen auf und keine Maßnahme wurde durchgängig positiv bewertet. Die Erfolgschancen einer Intervention waren höher, wenn Männer eingebunden und lokale hierarchische Strukturen berücksichtigt wurden. Weitere Einflussfaktoren waren der Bildungsgrad der Frau, die Entfernung zur Gesundheitseinrichtung sowie der Zugang zu technologischen Ressourcen. Besonders sozioökonomisch benachteiligte Bevölkerungsgruppen profitierten am meisten von den Maßnahmen.
Um eine nachhaltige Wirkung zu erzielen, ist eine bedarfsgerechte, ressourcenorientierte sowie kontextspezifische Gestaltung der Maßnahmen entscheidend.
Quelle: Edu-Mensah, M., Feeley, C., Walker, S., & Stacey, T. (2025). Interventions to improve skilled birth attendance in sub-Saharan Africa. What has been done, and what has worked? A narrative synthesis. MIDWIFERY, 147, Article 104426. https://doi.org/10.1016/j.midw.2025.104426 ∙ Beate Ramsayer/DHZ