Dieses Buch hat mich überrascht, sind doch Lehrbücher grundsätzlich eher konservativ in Layout und Wissensvermittlung gestaltet. Man liest dieses Buch nicht, sondern taucht direkt ein und spielt ein Rollenspiel als Geburtshelfer, der seinen ersten 24-Stunden-Dienst in einer neuen Frauenklinik macht und sowohl mit klassischen Situationen als auch plötzlichen Notfällen in der Geburtshilfe konfrontiert wird. Die Regeln in diesem Rollenspiel sind denkbar einfach: Man stuft sich selbst ein, ob nun blutiger Anfänger oder Routinier der Geburtshilfe und erhält eine anfängliche Kompetenzpunktzahl, die es zu steigern beziehungsweise zu halten gilt, indem man stets die möglichst richtigen Entscheidungen trifft und Diagnosen feststellt. Liegt man falsch, gibt es Punktabzug, und es wird erklärt, wo der Fehler ist.
Der Dienst beginnt mit Absatz 1 des Buches: eine klassische Situationsbeschreibung, an deren Ende man als Leserin/Rollenspieler selbst entscheidet, wie es weitergeht. Drei Situationen werden beschrieben, und man folgt einer, indem man zum entsprechend angegebenen Absatz wechselt. Die fachliche Beurteilung der Situationen beruht auf den gängigen Leitlinien von nationalen und internationalen Fachgesellschaften sowie der Erfahrung des Autors.
Auch in die Rolle eines Arztes bin ich geschlüpft und es hat mir als Hebamme Spaß gemacht, dieses Spiel zu spielen. Ich habe noch eine Menge dazu gelernt, dass ich jetzt anwenden kann und habe das Buch gleich genutzt, um den jüngeren Assistenzärzten in meinem Team fachlich auf den Zahn zu fühlen – das hat auf diese Weise beiden Parteien Spaß gemacht.
Für Hebammen ist das Buch eine wunderbare Ergänzung – gerade für die Klinikkolleginnen, die beispielsweise in einem Perinatalzentrum tätig sind.
DHZ 4/2013