Der Wissenserwerb als Hebamme hat sich durch die Akademisierung verändert. Lässt sich junges und altes Wissen verbinden?
Lisa Larsen,
Hebamme B.Sc., arbeitet in einem freiberuflichen Hebammenteam in Hamburg
Wenn die äußere Untersuchung der Schwangeren durchgeführt wird, arbeiten wir mit der Methode des alten Hebammenwissens, den Leopoldschen Handgriffen. Wenn dann das Größenwachstum des Uterus bestimmt wird, arbeiten wir mit der evidenzbasierten Methode nach GAP (Growth Assessment Protocol). Hier ergänzen sich altes und neues Wissen sehr gut.
Im Großen und Ganzen haben wir das Gefühl, dass sich altes und neues Wissen nicht im Weg stehen, sondern sich daraus eine vollumfassende qualitativ hochwertige und gleichzeitig zugewandte Betreuung der Schwangeren ergibt.
Manuela Pinter,
M.Sc., freiberufliche Hebamme, Dozentin, Projektbegleitung/Management
Ich erlebe in der Praxisanleitung und im Unterricht der Student:innen neugierige, offene junge Frauen, die mit derselben Motivation wie wir Älteren Hebamme werden wollen: Sie möchten dazu beitragen, Frauen in den Phasen Schwangerschaft, Geburt und Wochenbett mit der Entdeckung ihrer vollen Kraft, Selbstbestimmung und Gesunderhaltung zu begleiten. Mit dieser Basis gelingt es, unser Wissen auszutauschen und gemeinsam zu erweitern.
Sabrina Hegemann,
Hebamme im Geburtshaus und in der Hausgeburtshilfe
Nicht alle Elemente unserer Arbeit lassen sich durch Studien evaluieren. Die eigene praktische Erfahrung und das Wissen dienstälterer Kolleginnen dürfen trotz Akademisierung nicht an Einfluss verlieren, sondern müssen weiterhin wesentliche Bestandteile des evidenzbasierten Arbeitens bilden. Die sich hieraus ergebende Kommunikation bildet eine Win-win-Situation für sowohl werdende als auch »altgediente« Hebammen.